Resilienz – unter der Lupe

Der Begriff „Resilienz“ wurde in der Materialwirtschaft geprägt und beschreibt hier die Fähigkeit eines Materials, in seine ursprüngliche Form zurückzukehren, nachdem Druck auf das Material ausgeübt wurde. Auch in der Ökologie wird die Resilienz von Ökosystemen betrachtet.

Bezogen auf den Menschen wird vielfach von Widerstandskraft gesprochen. Wie beim Material impliziert diese Sichtweise eine Rückkehr in bzw. das Aufrechterhalten eines stabil gedachten Ausgangszustandes. Da liegt die Vorstellung von einem unverletzbaren Panzer nicht weit - wenig praktikabel für Lebewesen, die zu Reflexion und Lernen, zu Strategie und Flexibilität befähigt sind.

Auf die Fragen hin „Was brauchen wir, um die Zukunft zu meistern?“ antwortet das GDI (Gottlieb Duttweiler Institute) „Resilienz“ und tituliert eine ganze „Generation Stehaufmännchen.“ "Resilienz“ beschreibt Schlüsselanforderungen an Menschen und Systeme: Unverwüstlichkeit und die Fähigkeit, Probleme bewältigen zu können, "Trendradar 1.09" des Schweizer GDI Gottlieb Duttweiler Institute.

Das kommt dem Potenzial des Menschen als lernendes Lebewesen schon näher. Menschen müssen mit unerwarteten Wechselfällen und Krisen umgehen, die jedes Berufs-/Privatleben bereithält. Lernen ermöglicht allen Lebewesen - ja sogar Pflanzen - innerhalb spezifischer Grenzen aus diesen Turbulenzen gestärkt hervorzugehen. 

Die Forscherinnen Emmy Werner und Ruth Smith gelten als Pionierinnen der Resilienzforschung, die in einer großangelegten Längsschnittstudie über 40 Jahre fast 700 Kinder auf der hawaiianischen Insel Kauai untersucht haben und ihre Ergebnisse Anfang der 1970er Jahre vorgelegt haben. Sie zeigen wie viele weitere Phänomene, dass starke Resilienz sowohl Voraussetzung als auch Resultat des Durchlebens von Widrigkeiten ist.

Der Begründer der Logotherapie, Victor Frankl, legte mit seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen (Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager)“ beeindruckende Einsichten und Erfahrungen zur Widerstandsfähigkeit von Menschen unter widrigsten Lebensumständen vor. Ein klarer Geist und eine starke Psyche tragen zur innerlichen Bewältigung Entscheidendes bei.

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Garten-fok

Gerd Scobel - Moderator vieler Wissenschaftsbeiträge - fasst im Januar 2014 in knapp einer Stunde das Thema „Resilienz, was die Seele stark macht“ in 3sat zusammen. Deutlich wird hier besonders, dass Resilienz beim Menschen - anders als in der Materialforschung - mehr ist als ein unbeschadetes Zurückschwingen in einen vorherigen Zustand: Der Mensch lernt aus seinen Erfahrungen und kann gestärkt aus Krisen hervorgehen.

Kann Resilienz als vorhandene Disposition gemessen werden? Da Resilienz - anders als z.B. Blutdruck - ein Konstrukt ist, folgt die Messung den Konzepten des Testentwicklers - also gibt es viele Tests, die wir hier im Einzelnen nicht bewerten wollen. Mit diesem Wissen ist aber auch verschiedenartiges Feedback aus Tests hilfreich: die gemessene Wahrheit ist halt relativ: Verlassen Sie sich nicht auf angebliche Autoritäten, prüfen Sie selbst! Nutzen Sie alles, um Ihre Resilienz zu stärken! Dann wird jeder Test ohnehin ein "besseres" Ergebnis zeigen ;-). Eine Option: der RS-14-Test. In Englisch kostenlos verfügbar.

Die prominentesten Modelle - zugleich Vorlage für viele Varianten - nennen 7 bis 8 Faktoren:

  • Reivich/Shatté, the resilience factor - aufgearbeitet in:
  • Mourlane, Resilienz - die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen: 7 "echte" Resilienzfaktoren
  • Wellensiek (2011) bezieht sich auf Reivich/Shatté, stellt aber in Abwandlung 7 "Säulen der Resilienz vor".
  • Interessant ist auch die 10 Punkte der American Psychological Assoziation "The Road to Resilience"

Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Burnout: ein Konstrukt, das auch von der Sicht des Betrachters abhängt. Recht entspannend, aber durchaus relevant lesen sich die Ergebnisse des Hamburger Burnout Inventars von Prof. Burisch. Dieser Test ist nach den Kriterien der Testtheorie wissenschaftlich abgesichert. Er zeigt Ihnen Ihre persönlichen Risikofelder - mit anderen Worten: hier liegen persönliche Resilienz-Steigerungspotenziale. Wir finden: die Auswertung ist den Preis wert.

Fazit

Allesamt listen die Modelle Einstellungen, Imperative resp. Persönlichkeitsmerkmale auf. Wie man sie in der Praxis ins Leben integriert, ist eine andere Frage. Da sehen wir Resilienz-Experten unsere Rolle. Vom Standpunkt des Praktizierens resilienter Haltungen überschneiden sich die Faktoren ohnehin und können gar nicht separat "implantiert" werden.

Von diesem Standpunkt aus ist es entscheidend,

  • zentrale Felder des Alltagshandelns zu bündeln, die die Faktoren einbetten,
  • und geeignete Wege zu finden, diese zu vermitteln.

Das bieten wir exemplarisch im Programm "Resilienz 4x4".

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